Auf den ersten Blick ist es ein Unternehmen wie jedes andere. Doch der Blick täuscht, denn von den 230 Mitarbeitern sind 200 behindert. Wenn an diesem Mittwoch der internationale Tag der Behinderten begangen wird, stellt sich erneut die Frage, wie ihnen bei der Suche nach einer Arbeit geholfen werden kann. In Belgien gibt es mehr als 120 Unternehmen wie dieses. Chantal Heraut ist Ausbilderin: “Ich habe selbst eine Ausbildung hinter mir und bilde nun meinerseits junge Menschen aus, die hier an einem Lehrgang teilnehmen. Dieser dauert zwei Jahre, danach können sie eine Arbeit aufnehmen, wenn sie es wollen.” Ein Drittel der Mittel dieses Unternehmens kommt von der öffentlichen Hand, die restlichen beiden Drittel verdient es vor allem mit der Verpackung von Erzeugnissen, die für Supermärkte bestimmt sind. “Für die Angestellten ist von Vorteil, dass wir den Arbeitsplatz und die Arbeit selbst den Möglichkeiten des Behinderten anpassen. Der Mindestlohn beträgt 9 Euro 50 pro Stunde, der Höchstlohn 14 Euro 50”, erläutert Hughes Procureur, der Leiter des Unternehmens.
Die Löhne sind freilich nicht hoch, doch für viele ist die Arbeit hier wie ein zweites Leben. Für Eddy Jacquet ist es der erste Tag in der Schreinerei. Wenn alles gut geht, bekommt er nach einer zweiwöchigen Probezeit einen Arbeitsplatz. “Man bekommt das Gefühl nützlich zu sein, denn aufgrund der Behinderungen glaubt man, nie zu einer Arbeit zu kommen. Üblicherweise werden Behinderte nicht genommen – ich kann die Knie nicht mehr beugen”, sagt er. “Selbstverständlich ist man zufrieden, ja glücklich eine Arbeit zu bekommen.” In 15 Ländern Europas gelten Behindertenquoten, sowohl für öffentliche als auch für private Arbeitgeber. Doch diese Vorgaben werden nur selten erfüllt.
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